
Hoffnung schreibt Geschichten: Monalishan
Während des WWF Jugend Schreibwettbewerbs zum Thema „Hoffnung“ haben wir viele Kurzgeschichten erhalten, die uns berühren, Mut machen und zum Nachdenken anregen. In der Interviewreihe "Hoffnung schreibt Geschichte" möchten wir euch die Autor:innen und ihre Geschichten vorstellen.
Heute geht es um Monalishan...

Monalishan
Interview mit Monalishan
Magst du dich zum Einstieg einmal kurz vorstellen? Wer bist du, was begeistert dich und hast du ein Lieblingsbuch?
Hi, ich bin Monalishan Santhalingam. Aktuell bin ich 26 Jahre alt und lebe in Niedersachsen. Geboren wurde ich in Frankfurt am Main, meine Heimat sozusagen. Dort habe ich auch das Schreiben für mich entdeckt. Bereits in der Mittelstufe habe ich angefangen, Kurzgeschichten zu verfassen und mich schriftlich auszudrücken. Sie waren meist nur eine Seite lang und voller Rechtschreibfehler, aber das Schreiben hat mich nie losgelassen. Meine Eltern schreiben auch gerne, von daher schätze ich, dass ich es von ihnen geerbt habe.
Im Jahr 2024 habe ich dieses Hobbie allerdings auch zu einem Nebenberuf gemacht, in dem ich mein Debüt-Krimi „Auf diesem Pfad“ veröffentlicht habe. Zu meinen weiteren Hobbies zählen das Malen und Zeichnen, das Wandern, Schwimmen und das Reisen. Natürlich treffe ich mich gerne auch mit Freunden und unternehme immer mal wieder neue Abenteuer.
Ein Lieblingsbuch habe ich jetzt nicht unbedingt. Ich mag viele Bücher. Als Kind mochte ich Peterson und Findus gerne, als Teenager habe ich fast alle Gregs Tagebücher gelesen und meine eigenen Tagebücher ähnlich verfasst und skizziert. Nun als Erwachsener lese ich gerne Krimis und Thriller, das Genre, welches ich auch selbst schreibe. Zu den Autoren, die ich gerne lese, gehören Mads Peter Nordbo, Karen Sander oder auch Megan Miranda. Hauptsache die Geschichte fesselt mich.
Wie hast du dich beim Schreiben in die Gefühlswelt der Hauptfigur hineinversetzt?
Bereits als ich von der Ausschreibung gelesen hatte, hatte ich die Idee im Kopf, da ich zu dem Thema immer mal etwas schreiben wollte. Ein Bekannter hat mir mal eine ähnliche Erfahrung erzählt und ich habe mich schließlich inspirieren lassen. Es war nicht so schwer, wie ich es anfangs vermutet habe. Da ich Ergotherapeut bin und das Einfühlen in andere Menschen zu meinen Stärken zählen, konnte ich mich gut in die Gefühlswelt des Protagonisten einfühlen und darüberschreiben. Und ich muss sagen, es hat mir sehr viel Spaß gemacht, weil ich das Gefühl hatte, ich würde über eine reale Person erzählen. Im Grunde tat ich das ja auch, da das leider keine fiktive Geschichte ist.
Welche Szene war für dich am berührendsten oder schwersten zu schreiben?
Definitiv das Ende. Ich vermute mal, dass es vielen Menschen es so geht, dass sie gerne ein Ende erzeugen möchten, das einerseits spannend klingt und andererseits auch Hoffnung macht. Da brauchte ich immer wieder neue Versuche.
Was möchtest du mit deinem Text bei den Leser:innen auslösen?
Ich möchte sie einerseits unterhalten, aber andererseits auch zu gewissen Themen aufklären, die in der Gesellschaft leider untergehen. Vor allem wollte ich die Leser berühren und ihnen einen kleinen Hoffnungsschimmer schenken.
Was bedeutet Hoffnung für dich persönlich?
Hoffnung ist das, was uns Menschen am Leben hält. Ohne Hoffnung wären wir Gestalten ohne Freude, Zuversicht und vor allem ohne ein Lächeln. Und das wäre schade, denn jeder Mensch hat Hoffnungen, sei es auch nur von anderen gesehen und gehört zu werden. Mit dem Einstieg ins Autorenleben habe ich mich auch dazu entschlossen, Leser nicht nur das Fürchten zu lernen, sondern ihnen auch ein wenig Hoffnung zu bieten. Allein in meinem Hauptberuf arbeite ich ganz viel mit Hoffnungen. Schenke ich meinen Patienten ein wenig Hoffnung, machen sie motivierter mit und erzielen am Ende Fortschritte.
Was möchtest du den Menschen, die deine Geschichte gleich lesen werden noch sagen?
Wenn euch meine Kurzgeschichte gefallen hat oder ihr gerne Krimis liest, die sich in der Natur abspielen, dann kann ich euch empfehlen, sich mal über meinen Krimi „Auf diesem Pfad“ schlau zu machen. Es geht dabei um das Verschwinden einer Jugendgruppe samt ihrem Betreuer auf einem Pfad, einer realen Sehenswürdigkeit. Er ist online überall erhältlich. Viele meiner Leser haben mir mitgeteilt, wie gut die Naturbeschreibungen bei ihnen angekommen sind.
Auf meiner Webseite findet ihr nähere Informationen zu meinen Büchern und zu mir persönlich. Und gerne dürft ihr immer wieder nach mir googeln, denn im September dieses Jahrs ist geplant, dass mein nächster Krimi herauskommt. Seid also gespannt.
Hat dich der Schreibwettbewerb bereichert, auch wenn du nicht zu den Gewinnern zählst?
Auf jeden Fall. Als ich mein Debütroman veröffentlicht habe und mit dem Marketing angefangen habe, habe ich schon einmal den Tipp erhalten, mich an Schreibwettbewerben zu beteiligen. Doch damals wollte ich das nicht, da ich dachte, dass mir nie gute Kurzgeschichten einfallen würden und es eher Zeitverschwendung wäre. Doch als ich die Ausschreibung von der WWF-Jugend gelesen hatte und das Thema gesehen habe, ist mir gleich eine Idee eingefallen. Und am Ende war ich beeindruckt von meiner Kurzgeschichte, dass ich im nächsten Monat an zwei weiteren Schreibwettbewerben teilgenommen habe. Seitdem schreibe ich regelmäßig Kurzgeschichten, denn mit jeder Geschichte gefällt es mir mehr, über andere Menschen und deren Sichtweisen zu schreiben. Manchmal gruselig, manchmal aber auch gefühlvoll. Durch diese ganzen Ausschreibungen muss ich sagen, dass ich eine richtige Routine gewonnen sowie die Liebe zum Schreiben weiter ausgebaut habe und ich mich manchmal wie ein Journalist fühle.
Monalishans Kurzgeschichte: Ein kleiner Hoffnungsschimmer
Ein heftiger Donnerschlag lässt meinen Körper vor Schreck erschaudern. Draußen fegt ein tosender Sturm die klitschnassen Straßen entlang und lässt mich mit einem Gefühl der Erleichterung zurück, nicht noch mein geliebtes Zuhause verloren zu haben. Tief einatmend blicke ich in den Raum, der mit kirschroten Kissen und nussbraunen Möbeln dekoriert ist und von dem schwachen Schein einer Duftkerze in der Geruchsrichtung Vanille erleuchtet wird. Eine Wohlfühlatmosphäre, nach der sich jeder sehnt, mich aber unbeeindruckt und mit steifen Gliedern auf der Couch sitzen lässt, die ich schon immer als federweich beschrieben hatte, ich nun aber härter als einen Felsbrocken empfinde. Die Kerze auf dem schokoladenfarbenen Beistelltisch aus Holz flackert hin und her, doch wärmen tut sie mich nicht. Mein Herz ist längst zu Eis erstarrt. Mit einem Blick zu rück zu den Fenstern, an denen der Regen erbarmungslos entgegen peitscht, versichere ich mir, dass diese geschlossen sind. An den Armen fröstelnd ziehe ich die gestreifte Flauschdecke näher zu mir heran und blicke auf das Display des alten Fernsehers, der mal ursprünglich meinen Eltern gehört hatte.
Nachrichten laufen zu dieser späten Stunde und bringen mit ihren Berichten aus aller Welt mein Blut zum Gefrieren. Da gibt es starke Waldbrände, die Menschen aus ihren lang ersparten Häusern zwingen. Menschen, die Hunde und Katzen absichtlich überfahren und zum Sterben in dreckigen Gräben zurücklassen. Bedrohte Tierarten, wie der Schneeleopard oder der sibirische Tiger, die gejagt und getötet werden. Es gibt Frauen, die nachts auf ihren Heimwegen in Gebüsche gezerrt oder Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder nur wegen ihres Aussehens verprügelt und verachtet werden. Auch gibt es unschuldige Kinder, die die Entscheidungen der Erwachsenen hinnehmen und in Krieg, Armut und Missbrauch leben müssen. Und noch viele, viele weitere Gräueltaten, die meinen Verstand sprengen und womöglich unbewusst traumatisieren werden. All die Be richte zeigen mir, dass nicht nur ich in schwierigen Zeiten lebe. Wir alle tun es. Und immer mehr Hoffnung und Glauben an das Gute verschwinden aus unseren Seelen.
In dem Moment frage ich mich zähneknirschend, warum es so viele Verbrechen auf der Welt gibt, die Unschuldige ausbaden mussten? Braucht die Erde ein Gleichgewicht zwischen Gut und Böse? Oder gibt es einen anderen Grund für die vielen, ungerechten Schicksale?
Andauernd stellt sich eine Frage in meinem Bewusstsein auf: Wie kann ich dich auf die gute Seite bewegen? Natürlich kann ich dich über Moral aufklären und das nötige Blabla dazu, aber würde dich das wirklich umstimmen? Nein! Ich schätze nicht. Einfacher ist es dagegen, sich auf die schlechte, bösartige Seite ziehen zu lassen. Viel zu anziehend wie ein sinnliches Schaumbad ist das Spiel mit dem Feuer, der pure Nervenkitzel und die lüsterne Gefahr, erwischt zu werden, für viele junge Augen. Der Teufel kommt mit einem freundlichen Lächeln und lockt dich schritt weise in die Falle und ehe du dich versiehst, ist es bereits zu spät, hatte deine Mutter immer gesagt.
Mit Tränen in den Augen sehe ich auf dich herab. Dein Geschrei ist verstummt. Nun sind deine friedlichen Augen geschlossen. Sanft hebt sich dein Brustkorb und du strahlst in dem Moment ein Gefühl von Harmonie und Unbekümmertheit aus. Deine kleinen Finger umklammern die Decke und anhänglich und geborgen, liegst du in meinen Armen und bekommst nichts mit, von meinen Sorgen und Ängsten.
Die Eltern deiner Mutter sind vor zehn Mi nuten gegangen. Tag ein, Tag aus ließen sie, meine Eltern, Freunde und Bekannte dich und mich nicht aus den Augen. Verbrachten die Nächte hier, wogen dich in den Schlaf, gaben dir Liebe und Zuneigung. Doch nun ist keiner mehr hier und ich fürchte mich vor der ersten Nacht, ganz allein mit dir. Eine unheimliche Stille umgibt uns, als wären wir beide die einzigen Lebewesen auf der Welt.
Vor wenigen Wochen noch, war der Raum von ihrem strahlenden Lachen gesegnet worden. Nun legt die unerträgliche Einsamkeit eine dämmende Decke über das Licht der Kerze. All die Erinnerungen und die Bilder deiner Mutter, die in ihren goldenen Rahmen, die ausdruckslosen, weißen Wände zum Glänzen bringen, bewegen mich dazu, meinen Tränen freien Lauf zu lassen.
Deine Mutter war keine schwache, sondern eine starke Frau. Eine richtige Kämpferin. Mei ne Muse, die mich jeden Tag inspiriert hat. Sie war ehrgeizig und voller Tatendrang, aber auch zart und unsicher. Du wärst stolz auf sie, wenn du wüsstest, mit welchem Ehrgeiz sie sich für Opfer häuslicher Gewalt eingesetzt hat. Mit welch energischem Ton sie auf Demonstrationen für Tier- und Umweltschutz geklagt hat! Mit welchem Lächeln sie jeden Tag zur Arbeit ins Altenheim gegangen war und dabei immer noch Zeit für ehrenamtliche Arbeit fand. Sie hatte noch so viel vor
So viele Hoffnungen und Ziele, die für immer unerreicht bleiben würden. Vor wenigen Wochen erst hatte sie mir noch freudestrahlend erzählt, einer Umweltorganisation beitreten zu wollen. Und ja, ich hasse es, jetzt in der Vergangenheitsform von ihr zu sprechen. Und was immer ich auch denken mag, es war nicht deine Schuld. Tief im vereisten Herzen weiß ich es. Komplikationen passieren. Auch heute noch. Viele Frauen sterben bei den Geburten und niemand bekommt es mit. Andere Themen dominieren die Schlagzeilen.
Die Müttersterblichkeit ist glücklicherweise in den letzten hundert Jahren in Deutschland enorm gesunken, doch nichtsdestotrotz gibt es Einzelfälle. Fälle, bei denen Frau en vor, während oder nach der Entbindung sterben. Meist verursacht durch Thrombosen oder Embolien, die zu spät erkannt wurden und Herzversagen, Krampfanfälle, Infektionen und schwere Blutungen verursachten. So wie bei deiner Mutter, die es nicht verdient hat, nun unter der Erde ihren Platz zu finden. Fragen kreisen in meinem Kopf umher und suchen in jedem Winkeln meines Gehirns erfolglos nach erlösenden Antworten. Was soll ich nun tun? Wie soll ich alles ohne sie über stehen? Wie soll ich dich alleine großziehen? Ohne eine Mutter?
Mit einem Mal merke ich, wie eine bittere Träne auf dich tropfte und deine samtweiche Wange herabfließt. Doch ich wische sie nicht weg. Kann nicht. Die Kontrolle über meine Gliedmaßen habe ich verloren. Viel zu sehr bin ich mit mir selbst beschäftigt, fülle meine Seele mit egoistischen Gedanken und neige dazu, zur nächsten Bierflasche zu greifen. Ein kurzes Aufleuchten riss mich aus meinen Gedanken, gefolgt von einem weiteren Donnerschlag, der durch die Straßen grollte. Ein kühler Windzug haucht mir in den Nacken, lässt die Haare darauf aufsteigen und ich frage mich, woher er wohl kommen mag. Etwa von der Türschwelle? Aus den unsichtbaren Fugen der Fenster?
Plötzlich spüre ich ein Vibrieren in meiner Hosentasche. Stirnrunzelnd sehe ich an mir herab. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich noch Seite 2 von 3 Ein kleiner Hoffnungsschimmer mein Smartphone in der Tasche habe und ziehe es heraus. Ich habe eine Nachricht bekommen. Schalte mein Smartphone ein und sehe augenblicklich das Foto, welches deine Mutter und mich zeigt, wie wir zusammen mit einem Hund, den wir damals für ein paar Tage zur Pflege zu uns genommen hatten, nach einer langen Wanderung auf einem Gipfel für ein Selfie posieren. Eine Erinnerung einer besseren Zeit.
Es dauerte eine Weile, aber dann verstehe ich, als würde deine Mutter zu mir sprechen. Meine Augen fallen zu dir herab, betrachten, wie du immer noch in Embryonalstellung liegend in meinen Armen ruhst. Das ist der Moment, als plötzlich wieder meine Hoffnung auf die Zukunft erwacht. Die Hoffnung die du mir gibst, als winzig, kleines Geschöpf, ist so enorm und überwältigend, dass all das Eis in meinem Herzen langsam auftaut. Du allein schaffst es, die verborgensten Kräfte in meinem Körper wachzurütteln. Es ist das erste Mal, dass ich dich nicht mehr als den Grund für den Tod meiner Freundin betrachte, sondern als das letzte Geschenk von ihr für uns alle, bevor sie für immer ging.
Die Kerze vor uns erwacht wieder zum Leben und strahlt uns ihr warmes Licht entgegen, als wäre sie neugeboren. Und mit einem Mal weiß ich, dass ich auserwählt bin, das zu tun, was deiner Mutter verwehrt wurde. Dich zu einem Menschen zu erziehen, der sich für Menschen, die Flora und Fauna ein setzt. Es gibt genügend Grausamkeiten auf der Welt, wahrgewordene Monster streifen tagtäglich durch die Straßen und ich will Teil davon sein, etwas dagegen bewirkt zu haben. Gegen Neid und Hass. Für Menschenrechte, den Tierschutz und die Natur. Deine Mutter pflegte immer zu sagen, dass wenn man auch nur einem Menschen den richtigen Weg weist, man dazu beiträgt, die Welt zu verbessern. Und das will ich tun. Ein wahrer Vater sein. Für dich. Und für deine Mutter.
Ein positiver Mensch ist fort. Fort in ein Reich voller Engel. Das Gleichgewicht wurde destabilisiert, die Welt sehnt sich nach einem weiteren engagierten Menschen. Und ich wer de alles dafür geben, dass sie das bekommt